2015
20. Lindau – Klassik Oldtimerrallye 2015
Vorbericht:
Seit nun mehr 20 Jahren startet die Lindau-Klassik unter dem Motto: Ein bisschen Spaß muß sein und nicht Streß über Tage. In bewährter Art bietet die Scuderia Lindau an einem Tag, Spaß und Freude, schöne Strecke und Fahrvergnügen, sowie Natur und Kulinarisches.
Am 28. Juni 2015 veranstaltet der Auto-Sport-Club Scuderia Lindau die Oldtimerrallye Lindau-Klassik. Nennungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz garantieren ein volles Starterfeld.
Rennleiter Ernst Laufer erwartet wie in den letzten Jahren ein hochwertiges Fahrzeugfeld am Start. Die Klasse der Vorkriegsmodelle ist voll besetzt. Darunter so klingende Namen wie, Rolls Royce Phantom 1, Bentley oder Riley.
Auch bei den jüngeren Fahrzeugen ist Vielfalt geboten. Wir, die Scuderia Lindau versuchen immer ein ausgewogenes Starterfeld zu präsentieren und Fahrzeuge aus allen Epochen an den Start zu bringen. Die Ausschreibung war ab 06. Januar auf unserer Homepage www.scuderia-lindau.de zu finden. Wer einen der 65 Startplätze ergattern wollte mußte sich beeilen, denn wie in den letzten Jahren waren diese schon innerhalb von 2 bis 3 Tagen vergeben.
Für die Fans bietet sich am Sonntag ab 7,30 Uhr die Gelegenheit die Fahrzeuge an der Seepromenade zu bewundern. Ab 9 Uhr starten die Fahrzeuge auf rund 230 km lange Strecke durchs Allgäu. Für die Urlaubsgäste am Gitzenweiler Hof bietet sich die Gelegenheit ab 14:40 Uhr die Fahrzeuge bei der Zeitprüfung am Campingplatz zu bewundern. Insgesamt 6 Zeitprüfungen sowie einige Durchfahrtskontrollen sind zu passieren.
Auch am Ziel (ca. 15:20 Uhr), an der Bayerischen Spielbank, bietet sich die Gelegenheit die Kostbarkeiten in Ruhe zu bestaunen.
Bericht Lindauer Zeitung
Von Isabel Kubeth de Placido
LINDAU (isa) - 230 Kilometer Fahrvergnügen pur, auf unbekannten Strecken und durch Landschaften und Dörfer, die die ganze Schönheit Lindaus, seines Hinterlands und des Allgäus offenbaren - das ist es, was die „Lindau-Klassik" des Auto-Sport-Clubs Scuderia Lindau ausmacht. Nicht umsonst reißen sich Oldtimerfahrer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz jedes Jahr darum, daran teilzunehmen. Das war auch heuer, bei der 20. Jubiläumsrallye, nicht anders. LZ-Mitarbeiterin Isabel Kubeth de Placido durfte mitfahren und berichtet über ihre Abenteuer.
„Um neun ist Start, aber kommen Sie früher, damit Sie sich das Roadbook anschauen können", hatte mir Manfred Biesinger, Ehrenvorsitzender der Scuderia-Lindau, empfohlen. Und so stehe ich an diesem wunderschönen Sonntagmorgen pünktlich um acht am Hafen und suche das Auto mit der Startnummer 20. Die Sonne scheint heiß vom blau-weißen Himmel und lässt den Chrom der Oldtimer blitzen, die einer nach dem anderen auf die Hafenpromenade einfahren, um sich nach Startnummern auf- und damit zur Schau zu stellen.
„So viele Leute wie heute waren noch nie da", begrüßt mich mein „Fahrer" und drückt mir ein Heftchen in die Hand. Es ist das Roadbook und damit jener Wegweiser, der den 66 Teilnehmern aus nah und fern den Weg der Oldtimerrallye weisen soll. Die Betonung liegt auf „soll", denn was sich mir beim Durchblättern eröffnet, sind lediglich Zahlen, Fähnchen und undefinierbare Kreise und Linien. Und während Manfred Biesinger die Fragen vorbeikommender Oldtimerfans nach Baujahr, Farbe und Herkunft seines champagnerfarbenen Mercedes beantwortet, bricht mir der Angstschweiß ob meiner Verantwortung aus. Nur am Rande bekomme ich mit, dass unter den staunenden Fans einer dabei ist, der Biesingers Mercedes 220 S, Baujahr 1957, als denjenigen identifiziert, den er vor Jahren in einem bejammernswerten Zustand ausgegraben und „aufgebaut" hat.
Beim Einsteigen dann der nächste Schock: Der Sicherheitsgurt fehlt. Im offenen Cabrio sitzend, fühle ich mich wie auf einem Schleudersitz. „So was gab's damals nicht", bekomme ich gesagt und erklärt, dass an Oldtimern schließlich alles „original" sein muss. Das einzige, was hier nicht „original" ist, ist der Meterzähler unterhalb des hölzernen Armaturenbretts. Der ist für mich. Eine meiner Aufgaben wird sein, ihn nach jeder Teilstrecke auf null zu stellen.
Der Weg bis über die
Seebrücke ist dem Lindauer klar.
Das Roadbook auf dem Schoß, habe ich keine Augen dafür, was um mich herum passiert. Und ich höre auch nicht, was Rennleiter Ernst Laufer den vielen Zuschauern über die Autos und deren Fahrer erklärt, um dann die Startflagge zu schwingen. Als es auch für uns losgeht, drücke ich mit der einen Hand den Zählerknopf und folge den Anweisungen. Ich übe, denn der Weg bis über die Seebrücke ist einem Lindauer wie Biesinger klar. Heimvorteil. Am Kreisverkehr am Toskanapark wird es ernst. „Zweite Ausfahrt links", lautet mein Kommando. Dann drücke ich den Zähler und gebe die Anweisung, „nach 500 Metern an der Ampel rechts". Die 500 Meter sind schnell gefahren. Ich drücke den Zähler erneut. Diesmal sind es 390 Meter, bis es weiter geradeaus und weitere 590 Meter bis zum Kreisverkehr am Berliner Platz geht und wir die erste Ausfahrt nehmen, um, zig Anweisungen später, bei der ersten von insgesamt sechs Zeitprüfungen auf einem Parkplatz anzukommen. Die Strecke von 1,42 Kilometern müssen wir in vier Minuten und 44 Sekunden hinter uns bringen, lautet die Aufgabe. Die Stoppuhr in der Hand, zähle ich die letzten zehn Sekunden ab. Biesinger gibt Gas und durchbricht die Lichtschranke. „Das war schon ganz gut", findet er. Doch bevor auch ich mich entspannt zurücklehnen und die wunderbare Landschaft genießen kann, wird es noch eine Weile dauern.
Erst im Hinterland ist
Entspannung möglich
Erst als wir das Hinterland erreichen und das Roadbook mir verrät, dass es mal fünf Kilometer, mal acht, aber niemals mehr als zehn Kilometer ohne Konzentration geht, kann ich mich dem Fahrspaß hingeben. Allerdings haben auch diese langen Strecken ihre Tücken. Kaum, dass ich mich am Anblick der schönen, alten Bauernhäuser in Oberstaufen, Wigratzbad, Oberreute, Scheidegg, Ratzenried, Eglofs oder in noch nie gehörten Dörfern wie Gießen, Bleichen und Mywiler erfreue, hat der Zähler die Kilometerangabe erreicht, und mein „Fahrer" verlangt nach einer Anweisung.
Entspannter wird es erst, als das Roadbook uns am Nachmittag wieder Richtung Lindau führt. Erst da bin ich so richtig „eingeschafft", und ich bekomme sogar ein großes Lob des Rallye-Experten. Woran ich mich jedoch angesichts der vielen Traktoren, Radler und Motorradfahrer, die uns auf den vielen engen Sträßchen begegnet sind, bis zur Zieleinfahrt an der Spielbank nicht gewöhnt habe, war das Gefühl, auf einem Schleudersitz zu sitzen.